Sonntag, 13. Juli 2014

Der erste Tag in Belarus



Nach unserem Start am Freitagmorgen vom Leipziger Hauptbahnhof war schon in Berlin der erste längere Stopp. Weil es zu riskant war, den direkten Anschlusszug zu nehmen, hatten wir zweieinhalb Stunden Aufenthalt und konnten wenigstens den Reichstag von weitem sehen. Die ersten Minuten im Zug nach Warschau waren wie eine kleine Stadtrundfahrt durch Berlin, vorbei am Dom, über die Spree und mit Blick auf den Fernsehturm.

In Sechser-Abteilen sind wir dann bis abends an idyllischen Feldern und kleinen Dörfern vorbeigefahren. Auch wenn wir in Warschau vor lauter Trubel und Unglauben über den kleinen Bahnhof eine Station weiter gefahren sind, als auf dem Ticket stand, war das kein Problem. Denn der Schlafzug von Warschau nach Minsk hält – zum Glück – auch am Hauptbahnhof Warschau.
Die Stunde in Warschau ging schnell vorbei und dann kam der dunkelblaue Schlafzug nach Belarus. Schon auf den ersten Metern im Gang fiel uns die Liebe zum Detail auf: rosafarbene Plastikrosen als Fensterdekoration und kleine Perserteppiche in den Abteilen. Mit drei Menschen und drei Mal Gepäck waren die kleinen Räume schnell voll, aber nach einer Weile hatten sich alle arangiert.

Klein aber fein: das Abteil im Schlafwagen
Nachts um eins hat der Zug das erste Mal gehalten und die polnischen Grenzer haben die Pässe kontrolliert. Dann ging es mit einem Ruck wieder los bis zur belarussischen Grenze, dort wurden wir noch mal kontrolliert. Das ging zum Glück alles unkompliziert. Die Grenzer sammeln die Pässe ein und hinterlassen einen deswegen kurz mit einem mulmigen Gefühl, aber wir haben sie vollzählig zurück und auch bei den selbst ausgefüllten Einreise-Karten hatten die Kontrolleure nichts zu beanstanden.

In einem dunklen Zugabteil fällt erst mal auf, wie laut es um einen herum ist. Nicht wegen der Lautstärke der Mitfahrenden, sondern wegen der Geräusche des Zugs. Kurz hinter der Grenze bremsen die Wagen schon wieder, denn sie werden auf andere Schienen umgesetzt und dann hämmert, klopft und quietscht es im ganzen Zug.

Minsk - Heldenstadt
Vom Hauptbahnhof Minsk aus sind wir dann mit der Metro zum Hostel gefahren. Was wir da gelernt haben: behindertengerecht sind Belarus' Bahnhöfe leider noch nicht. Weil es keine Rolltreppen und Aufzüge gibt, mussten wir unsere Koffer treppauf, treppab schleppen. Im Hostel haben wir dann leider gleich unsere erste Lektion gelernt, dass es hier in Belarus leider nicht immer alles läuft wie geplant - auch, wenn es so abgesprochen war. Die Zimmer waren nicht morgens, sondern alle erst mittags zu beziehen, also haben wir erst mal gefrühstückt und Geld umgetauscht, auch wenn alle am liebsten unter die Dusche und dann ins Bett gegangen wären. Nachdem alle ihre Zimmer beziehen konnte, gab es Mittagessen nebenan. Wir essen auf der hübschen Sommerterasse eines Lokals, das normalerweise nur einen Raum im Keller hat. Das ist hier üblich, viele Restaurants bauen im Sommer einen kleinen Pavillon draußen auf und bewirten ihre Gäste dort.

Vor dem Essen sind auch die Belarussen zu unserer Gruppe gestoßen, 15 Mädchen und Jungen Molodetschno. Viele von ihnen sprechen ziemlich gut Deutsch und haben keine Scheu gehabt, beim Essen gleich drauflos zu reden. Nachmittags waren wir dann im Museum des Großen Vaterländischen Krieges, das Anfang Juli eröffnet wurde. Die Führung war interessant, aber natürlich auch ein bisschen anstrengend nach so vielen Stunde ohne richtige Erholung. Aber es haben alle tapfer mitgemacht und bei einem Spaziergang dorthin haben wir schon ein bisschen was von Minsk gesehen.

Statue vor dem Museum des Großen Vaterländischen Krieges

Nach dem Abendessen haben wir dann noch ein paar Spiele zum Kennenlernen gemacht und danach haben ein paar noch Fußball geschaut und die meisten sind müde ins Bett gefallen. 

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